Gründe für ein Leben als Vegetarier

Die klassische Ernährung des Menschen besteht im Allgemeinen aus einer ausgewogenen Mischkost und beinhaltet somit gleichermaßen pflanzliche und tierische Lebensmittel. Viele Menschen entschließen sich aber dazu, auf fleischliche Lebensmittel zu verzichten, und werden im Zuge dessen zu Vegetariern. So unterschiedlich wie die Menschen sind, gestalten sich in diesem Zusammenhang auch die Gründe für ein Leben als Vegetarier. Nichtsdestotrotz existieren einige grundsätzliche Motive, die in der Regel dafür verantwortlich sind, dass Menschen den Vegetarismus als Ernährungsform entdecken und dementsprechend leben.

Ethische und philosophische Gründe für den Vegetarismus

Bereits in der griechischen Antike waren ethische und philosophische Aspekte die zentralen Beweggründe für ein Leben als Vegetarier. Insbesondere die Vorstellung, dass Tiere sterben und als Nahrung dienen müssen, wirkt auf viele Menschen abstoßend, weshalb sie sich für den Vegetarismus entscheiden. Oftmals ist ein Gefühl der ethischen Verpflichtung der Tierwelt gegenüber ausschlaggebend und sorgt dafür, dass sich die Menschen gegen den Fleischverzehr entscheiden.

Vor allem in Anbetracht der extremen Bedingungen, unter denen Nutztiere ihr Dasein oftmals fristen müssen, erscheint der Vegetarismus mitunter die einzige, ethisch einwandfrei vertretbare Ernährungsform zu sein. Auf diese Art und Weise ist man nicht als Kunde an den Prozessen der Fleischproduktion beteiligt, die aufgrund der enormen Nachfrage für gewöhnlich nur durch Massentierhaltung bewerkstelligt werden kann.

Häufig auf engstem Raum zusammengepfercht ist Nutztieren, wie zum Beispiel Hühnern, Schafen oder auch Rindern, teilweise nur ein kurzes Leben von wenigen Wochen vergönnt. In dieser Zeit werden die Tiere teilweise gemästet und unter häufig kritischen Bedingungen gehalten, wobei sich dies in der Regel durchaus im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten bewegt. Als Brathähnchen, Kalbsmedaillons oder Lammbraten landen diese dann auf dem Teller. Dass es sich hierbei um höhere Lebewesen mit einem individuellen und komplexen Bewusstsein handelt, stürzt viele Menschen aber in einen enormen Gewissenskonflikt. Daher leben Tierfreunde immer häufiger vegetarisch, um keine Teilschuld an der Massentierhaltung und industriellen Fleischproduktion auf sich zu laden.

Hier kommt die Philosophie ins Spiel, denn Anhänger einzelner philosophischer Lehren, wie zum Beispiel die Platoniker in der Antike, sahen den Menschen den Tieren gegenüber in der Pflicht. Demzufolge erschien es ethisch nicht vertretbar, andere Lebewesen als Nahrungsquelle zu nutzen. Heutzutage liegt es im Ermessen jedes Einzelnen, ob er den Verzehr von Fleisch ethisch und moralisch vertreten kann oder sich stattdessen für ein Vegetarier-Dasein entscheidet.

Vegetarismus und Religion

Die Ursprünge des Vegetarismus zeigen aber auch, dass religiöse Gesichtspunkte bei der Entscheidung für den Vegetarismus und somit gegen den Fleischverzehr ebenfalls eine wichtige Rolle spielen und mitunter sogar ausschlaggebend sind. Speziell im frühen Christentum war der Vegetarismus weit verbreitet und wurde so beispielsweise in zahlreichen Orden und Glaubensgemeinschaften praktiziert. Heutzutage ist dies nicht mehr in diesem Maße der Fall.

Anders verhält es sich im Hinduismus, der auch das Leben eines Tieres hoch bewertet und für Tiere einen hohen Stellenwert vorsieht. Insbesondere Mahatma Gandhi hat den Hinduismus geprägt und immer wieder an das seit jeher geltende Gebot „Ahimsa“ erinnert. Hierbei handelt es sich um einen der wesentlichen Grundsätze der hinduistischen Religion, der zur vollkommenen Gewaltlosigkeit aufruft. So dürfen gläubige Hindus keine Kreatur verletzen und legen sämtlichen Lebewesen gegenüber eine absolute Gewaltlosigkeit an den Tag. Folglich fügen Hindus Tieren auch keinen Schaden zu, indem sie sie verzehren, so dass der Vegetarismus im Hinduismus vielmehr die Regel als eine Ausnahme ist.

Im Buddhismus stößt der Vegetarismus ebenfalls auf viel Zuspruch. Für Buddhisten gilt zwar nicht das im Hinduismus praktizierte „Ahimsa“-Gebot, dennoch stellen die buddhistischen Lehren alle Lebewesen unter besonderen Schutz und machen diesbezüglich keinen Unterschied zwischen Mensch und Tier. So sollen alle lebenden Wesen vor Unheil und Bösem bewahrt werden. In Anbetracht dessen ist es nicht überraschend, dass sich viele Buddhisten aus religiösen Gründen für ein Leben als Vegetarier entscheiden.

Das Judentum propagiert eine vegetarische Ernährung ebenso wenig wie das moderne Christentum. Dennoch existieren jüdische Gemeinschaften und gläubige Juden, die sich unter Berufung auf die Thora und den Talmud für den Vegetarismus entscheiden. Strenge Juden gehen davon aus, dass die Ernährung des Menschen zu Zeiten der Schöpfung vegetarisch war. Zudem soll die bevorstehende messianische Epoche ebenfalls vom Vegetarismus geprägt gewesen sein.

Vegetarismus zugunsten der Umwelt

Abgesehen von der persönlichen Tierliebe und den ethischen Vorstellungen, die mit dem Fleischverzehr nicht vereinbar scheinen, kann auch die Umweltverträglichkeit im Zusammenhang mit dem Vegetarismus bedeutsam sein. Insbesondere in Zeiten des Klimawandels und in Anbetracht der Hungerproblematik in vielen Regionen der Welt, rückt der Umweltschutz ins Bewusstsein der Bevölkerung.

Die industrielle Fleischproduktion erweist sich stets als überaus ressourcenintensiv, schließlich wird eine große Menge an Land, Futter und Energie für die Nutztierhaltung im großen Stil benötigt. Eine vegetarische Ernährung erscheint hier deutlich umweltverträglicher und schont die teilweise knappen Ressourcen. Im Vergleich zur Kultivierung von pflanzlichen Lebensmitteln verursacht die professionelle Tierhaltung einen höheren Ausstoß an klimafeindlichen Treibhausgasen. Dass Wälder und natürliche Landschaften Weideflächen und anderen Anlagen, die der Fleischproduktion dienen, oftmals weichen müssen, verstärkt diesen Effekt noch zusätzlich und trägt somit massiv zur globalen Erwärmung bei.

Wer sich intensiv mit der gegenwärtig herrschenden Umweltproblematik beschäftigt und diese im Hinblick auf die Lebensmittelproduktion betrachtet, kommt somit häufig zu dem Schluss, dass der Vegetarismus die Ernährungsform mit der höchsten Umweltverträglichkeit darstellt. Nur Selbstversorger, die ihr Obst und Gemüse aus dem heimischen Garten beziehen, dürften wohl teils noch umweltfreundlicher leben.